Kurdistan als historischer und politischer Raum
Kurdistan bezeichnet keinen anerkannten Nationalstaat, sondern einen geografischen und historischen Raum, in dem Kurd:innen seit Jahrhunderten leben und in dem sie sich als Volk verorten.
Archäologische Funde und historische Forschungen beschreiben Teile Kurdistans als Schauplätze der neolithischen Revolution – jener Zeit, in der Menschen sesshaft wurden, Ackerbau betrieben und komplexe Siedlungen entstanden. In Mesopotamien, an den Rändern Kurdistans, entwickelten sich frühe Staaten und Imperien, die immer wieder in Konflikt mit lokal selbstverwalteten ländlichen Gemeinschaften gerieten. Das prägte Kurdistan über Jahrtausende als Raum zwischen zentralisierten Reichen und widerständigen, oft autonom organisierten Gemeinschaften.
Politisch ist Kurdistan heute auf vier Staaten aufgeteilt:
- Bakûr – Nordkurdistan, im Südosten der Türkei,
- Rojava – Westkurdistan im Norden Syriens,
- Başûr – Südkurdistan, im Norden des Iraks,
- Rojhilat – Ostkurdistan, im Nordwesten des Irans.
Viele Staaten lehnen den Begriff „Kurdistan“ ab oder verbieten ihn im öffentlichen Gebrauch. Für große Teile der kurdischen Bevölkerung und der kurdischen Bewegung ist er dagegen zentral: Ausdruck einer gemeinsamen Geschichte, Identität und eines kollektiven Anspruchs auf Selbstbestimmung.
Kurdistan ist zugleich mehr als ein geographisches Gebiet: Es ist ein Raum, in dem verschiedene Völker, Sprachen und Religionen zusammenleben– jenseits der Logik von ethnisch definierten Nationalstaaten.
